Problemkind Individualverkehr

Mit einem Mobilitätsmanagement Verkehrsproblemen entgegenwirken

Alle Jahre wieder kommt es im Sommer zu einer zunehmenden Belastung auf Südtirols Straßen. Diese Zunahme stellt nicht nur eine Herausforderung für die Infrastruktur dar, sondern auch für die Umwelt und die Lebensqualität der Menschen. Der Individualverkehr ist dabei eine Hauptursache für die Verkehrsprobleme in Südtirol. So wird das Auto von Touristen und Einheimischen für Tagesfahrten oder für die Urlaubsanreise genutzt. Um diesem Trend entgegenzuwirken, ist ein effektives Mobilitätsmanagement unerlässlich.

 

Ziel ist es, den Individualverkehr zu reduzieren und alternative, umweltfreundlichere Fortbewegungsmittel zu fördern.

Ein gesteigertes Engagement für nachhaltige Mobilitätslösungen ist auch bei den Tourismusbetrieben zu spüren. Diese können einen signifikanten Beitrag zur Entlastung der Verkehrssituation leisten.

Viele Beherbergungsbetriebe setzen bereits auf innovative Ansätze, was die Förderung einer sanften Anreise und die Fortbewegung vor Ort betrifft. So zählt das Angebot eines Shuttle-Service vom und bis zum nächstgelegenen Bahnhof bereits zum Standard, die Ausgabe der Gästekarte sowie E-Ladestationen im Hotel sind ebenfalls schon verbreitet vorzufinden.

Darüber hinaus ergreifen Betriebe Maßnahmen, welche zur Stärkung einer nachhaltigeren Mobilität beitragen. Im Folgenden einige Good-Practice-Beispiele.

 

Nachhaltige Mobilität

Das Hotel Weihrerhof in Oberbozen/Ritten setzt auf kreative Ideen, um die Urlaubsgäste vermehrt zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu bewegen. So übernimmt das Hotel die Kosten für den Kofferzubringerdienst bei einer Buchung von mindestens einer Woche. Die RittenCard bekommen die Gäste schon vorab nach Hause zugeschickt, damit sie die Öffis bereits zur Anreise nutzen können.

 

Umweltfreundliche Anreise 

Das Bio Refugium Blaslahof in Gsies belohnt seine Gäste für eine umweltfreundliche Anreise mit fünf Prozent Rabatt auf den Übernachtungspreis. Bei einem Aufenthalt von mindestens sieben Tagen und der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln können Gäste zudem einmalig einen nagelneuen Fiat E 500 Cabrio und E-Mountainbikes ausleihen.

 

Urlaub ohne Auto

Ein Beispiel, wie gute Kommunikation funktionieren kann, ist das Hotel Hirben Naturlaub in Niederdorf. Der Betrieb kommuniziert bereits auf seiner Website die Vorteile eines Urlaubs ohne Auto, darunter nicht zuletzt die unkomplizierte und stressfreie Anreise. Diese motivierende Kommunikation soll die Gäste dazu inspirieren, umweltbewusst zu reisen.

Diese Beispiele zeigen, dass sich viele Südtiroler Tourismusbetriebe bereits auf dem Weg zu einem effektiven Mobilitätsmanagement befinden. Wichtig dabei: Nachhaltige Mobilitätslösungen müssen nicht nur umweltfreundlich, sondern auch attraktiv gestaltet werden, um eine signifikante Verhaltensänderung zu bewirken.

 

 

 

Interview: Südtirol eignet sich gut für eine nachhaltige Anreise und einen autofreien Aufenthalt

Mobilitätsangebote noch besser kommunizieren

 

 

Welche Ziele verfolgt das Land Südtirol bei der nachhaltigen Anreise?

Mit dem Klimaplan 2040 hat man sich die Ziele gesteckt, dass 20% unserer Gäste nach Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels mit der Bahn anreisen und wir den Individualverkehr in Südtirol um 40% reduzieren. Für die Erreichung dieser Ziele benötigt es viele kleine Schritte und Maßnahmen, um die Reisegewohnheiten unserer Gäste, aber auch der Einheimischen, zu verändern. Stand heute reisen bereits 8% unserer Gäste mit der Bahn an und über 40% können sich eine Bahnanreise nach Südtirol vorstellen.

 

Wie können wir Gäste davon überzeugen, mit nachhaltigen Verkehrsmitteln nach Südtirol zu reisen oder im Urlaub das Auto stehen zu lassen?

In dem wir unsere Gäste bestmöglich über die gesamte Reisekette informieren. Wir sehen aus Umfragen, dass unsere Gäste zum Teil über das Mobilitätsangebot vor Ort nicht Bescheid wissen, wobei in Südtirol beste Voraussetzungen für einen autofreien Urlaub gegeben sind. Die Gäste sollen schon vor ihrer Reise z.B. durch eine prominente Platzierung auf der eigenen Webseite, bei der Buchungsbestätigung oder über Newsletters auf die Mobilitätsangebote aufmerksam gemacht werden. Dabei sollten neben der Anreise auch Informationen zur Erschließung der letzten Meile, ein Ausblick auf die Mobilitätsangebote vor Ort wie ÖPNV, Wander- & Skibusse, die Gästekarte oder auf Fahrrad- und Skiverleihstationen hingewiesen werden.

Haben die Gäste die Unterkunft erreicht, kann über die persönliche Beratung, die Gästemappe oder das Aufhängen von Informationen nochmals ein Überblick über das gesamte Mobilitätsangebot wie Fahrpläne, Fahrradverleih, Tipps zu Aktivitäten, die gut zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind, hingewiesen werden.
Mehr Tipps und Inhalte für die Kommunikation von Mobilitätsthemen gibt es in der Nachhaltigkeitstoolbox von IDM Südtirol: www.idm-suedtirol.com/de/toolbox.  

 

Was benötigen Gäste damit sie auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen?

Es darf nicht zu unbequem oder herausfordernd sein, sich alternativ zu bewegen. Das fängt mit einer verlässlichen Bahnverbindung an. Was die Mobilität vor Ort betrifft, haben wir mit der Gästekarte bereits ein hervorragendes Produkt, um den Gästen einen niederschwelligen Zugang zu allen öffentlichen Verkehrsmitteln in Südtirol zu gewähren und auch dank des Tourismus ein gut getaktetes ÖPNV-Netz. Durch die Digitalisierung der Gästekarte kann diese bereits am Tag der Anreise zur Erreichung der Unterkunft genutzt werden. Alternativ gibt es mit dem Südtirol Transfer einen Shuttle, der einfach und online gebucht werden kann. Zusätzlich können bahnfreundliche Betriebe ihren Gästen kleine Zusatzleistungen anbieten. Das kann eine Lunchbox oder ein frühes Frühstück am Abreisetag sein oder die Nutzung des Hotelbereichs oder die Gepäckaufbewahrung bei einer späten Abreise. Auch der Hinweis auf einen Gepäcktransport zur Unterkunft oder die Möglichkeit, sich seine Sportausrüstung vor Ort zu leihen, unterstützt die Bedürfnisse der Gäste ohne eigenes Auto.  

 

 

Martin Rabensteiner

Projektmanager Mobilität und Besucherlenkung, IDM Südtirol

 

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