Pionierin des Jahres: Dora Baumgartner, Hotel Rose Wenzer, Völs
Vereinigung Südtiroler Gastwirtinnen ehrt Dora Baumgartner vom Hotel Rose Wenzer in Völs
Die Exklusivveranstaltung „Nur für SIE“, zu welcher die Vereinigung Südtiroler Gastwirtinnen im Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) jährlich einlädt, konnte heuer nicht durchgeführt werden. Der Ausschuss hat aber trotzdem entschieden, die Pionierin 2020 zu ehren. Dies ist die 90-jährige Völser Gastwirtin Dora Baumgartner vom Hotel Rose Wenzer.
„Mir werdn des schun pockn. Ober Ongscht mocht mor des olleweil schun.“
Frau Baumgartner wurde im heutigen Wirtshaus Rose Wenzer geboren. Dort ist sie mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Bereits in jungen Jahren entwickelte sie ihre Liebe zur Gastwirtschaft. Als sie 20 Jahre alt war, pachtete sie zusammen mit drei Geschwistern das Gasthaus Völser Weiher. Zuerst führten sie es gemeinsam. Später führte es Frau Baumgartner sieben Jahre lang allein.
Ihr größter Traum aber war es, das Schlernhaus zu pachten. Sie erinnert sich noch heute daran, wie die erste Wirtschafterin „Die Schlern Katl“ Katharina Mair und ihre Schwester Karolina Mair das Schlernhaus betrieben haben.
1969 hat Frau Baumgartner das Hotel Rose Wenzer umgebaut. Nach einer Lehrfahrt nach Deutschland, welche vom HGV organisiert wurde, hat sich Frau Baumgartner für den Ausbau entschieden. Dass in den Zimmern dabei auch Duschen eingebaut werden mussten, war für sie schnell klar. Am Tag nach der Eröffnung waren alle Zimmer bereits belegt, und das ohne Werbung, betonte Dora Baumgartner. Ihr Vater war stolz auf sie. Sein Credo war: „Bauen muasch modern, weil olt wernse fa aloan.“ Voller Freude führte er Verwandte und Gäste durch die neuen Zimmer.
Die folgenden Jahre waren hart. Öfter ist sie nach Mitternacht als vor Mitternacht ins Bett gekommen und in der Früh war sie wieder die erste in der Küche. Hohe Schulden lasteten auf dem Betrieb. Alle Lieferanten hatten jedoch Vertrauen, dass sie den Betrieb gut führen wird. Im Laufe der Jahre standen weitere Umbauarbeiten an, welche Frau Baumgartner mit viel Mut und Zuversicht in Angriff nahm.
Kontakt zu Gästen sehr wichtig
Im Laufe der Jahre entstanden feste Freundschaften zu Gästen. Auch heute noch ist es Frau Baumgartner wichtig, mit den Gästen in Kontakt zu treten. Zu Weihnachten und zum Geburtstag erhalten Stammgäste handgeschriebene Weihnachts- und Geburtstagskarten von ihr. Gern erinnert sie sich an die Zeit als Gastwirtin zurück. Auch die Exklusivveranstaltung der Südtiroler Gastwirtinnen auf Schloss Prösels, die sie zusammen mit der Heubadwirtin besuchte, ist ihr in guter Erinnerung. Am Tisch zusammen mit Frau Luise Dorfer vom Hotel Quellenhof in Passeier kam sie zum Schmunzeln. Luise Dorfer (sie war vom selben Jahrgang) machte sie darauf aufmerksam, dass sie wohl die Ältesten auf der Veranstaltung sind. Frau Baumgartner antwortete: „Jo, sel hon i mor selbor zomdorrechnet, dass mir do di Elteschtn sein.“
„Das gröbste ist nun gemacht“, sagt Frau Baumgartner zufrieden. Das Hotel hat sie an ihren Neffen übergeben. Sie ist Geschäftsführerin. „Des bleib i, solong i will. Lai manond sitzn, isch gor nix.“
Heute besitzt Frau Baumgartner kein eigenes Fahrzeug mehr. Ihr Auto hat sie der Caritas geschenkt. Dennoch lässt sie es sich nicht nehmen, selbst zum Steuerberater nach Bozen zu fahren. „Zum Steuerberater fohr i mitn Bus. Fohrt olle holbe Stunde oaner. Lai awia hort insteign tuat man in de Busse“, erzählt Frau Baumgartner. So oft muss sie aber nicht mehr nach Bozen fahren. Sie lacht und sagt: „Heintzutog mit den Internet brauchsch sel jo nimmer.“
Natürlich kam auch die gegenwärtige unsichere Situation rund um die Corona-Pandemie zur Sprache. Auch dazu meinte die Pionierin optimistisch: „Mir werdn des schun pockn. Ober Ongscht mocht mor des olleweil schun.“
Die Glückwünsche des HGV überbrachte Vizepräsident und Bezirksobmann Gottfried Schgaguler. Für ihn ist Dora Baumgartner ein Musterbeispiel einer herzlichen, überaus geschätzten und mutigen Gastwirtin, die einen Gastbetrieb über viele Jahrzehnte mit Freude und Herzblut führte und den Gästen ein Gefühl der Geborgenheit vermittelte.