„Ich durfte meine Passion zum Beruf machen“
Auszeichnung: Sonya Egger ist beste Sommelière Italiens
Weinexpertin Sonya Egger vom Restaurant Kuppelrain in Kastelbell wurde vom Gourmetführer „Michelin“ als beste Sommelière Italiens ausgezeichnet. Im Interview verrät sie, wie sie ihre Passion zum Beruf gemacht hat und gibt Einblicke in die Welt ihrer Weine.
Was muss Ihrer Meinung nach, eine gute Sommelière können bzw. mitbringen?
Eine gute Sommelière muss offen für neue Weinrichtungen sein, immer neugierig bleiben und Feingefühl haben. Weitere Eigenschaften sind zuhören und sich auf die jeweilige Situation einstellen können.
Köche sind in der Gastronomie meist im Vordergrund, wie schaffen Sie es, wahrgenommen zu werden?
Dieses Blatt hat sich erst in den letzten Jahrzehnten gewendet. Ich kann mich entsinnen, früher waren in der Gastronomie eigentlich die Oberkellner die Stars. Die Küchenbrigade oder der einzelne Koch war meist im Hintergrund. In der heutigen Zeit, egal ob Küche oder Saal, jeder, der seinen Job gut macht, wird auch wahrgenommen.
Wie wird man also zur besten Sommelière Italiens?
Ich habe mich nie verbiegen lassen, egal was war. Die harte Arbeit hat sich gelohnt und nach und nach habe ich meine Träume verwirklicht. Als „Guide Michelin“ angerufen hat und mir mitgeteilt wurde, dass ich mit dem prestigeträchtigen Sommelier Award ausgezeichnet werde, war ich sprachlos. Da die Weinwelt eine männerdominierte Welt ist, ist meine Auszeichnung eine noch größere Anerkennung, auch für alle anderen Frauen in diesem Beruf. Wenn man bedenkt, wie groß Italien ist und wie viele Weinkenner es in diesem Land gibt, ist das schon eine ganz besondere Anerkennung und Wertschätzung, auch für Südtirol.
Was begeistert Sie so an den edlen Tröpfchen?
Alles! Wenn man bedenkt, wie viel Arbeit bis zum endgültigen Produkt in der abgefüllten Flasche steckt, ist ein edler Wein eine Kostbarkeit. Ich durfte meine Passion zum Beruf machen, das ist Glück. Ich habe einen eigenen Wein kreiert mit jungen Winzern, er heißt NaMaMa, Jahrgang 2015, ist fast schon ausgetrunken. Bald kommt mein eigener Sekt aus Vinschgauer Blauburgunder Trauben aus biologischem Anbau heraus. Ich bin jetzt schon gespannt darauf.
Wie haben Sie sich Ihr Wissen angeeignet?
Durch viele Kurse, durch meine Arbeit hier im Betrieb, durch meine Arbeit mit Wein im Keller einer kleinen Kellerei. Es ist ein spannendes Arbeiten und Lernen, immer und ständig. Man darf bei dieser Arbeit nicht stehen bleiben, es geht immer weiter.... Man muss sehr viele Weine probieren, aber nicht trinken. Jedes Jahr gibt es neue Weine, jeder Jahrgang ist anders.
In ihrem Weinkeller haben Sie sicherlich einige Weinschätze, zu welcher Gelegenheit öffnen Sie diese?
Meine Weinschätze lasse ich liegen. Bis ich sie brauche, hüte ich sie und hoffe, dass diese Flaschen beim Trinken Freude und Genuss bereiten. Privat trinke ich kaum Wein, aber sehr gerne koste ich gute Tropfen.
Wie sammelt man Weinschätze?
Ich bin eine leidenschaftliche Sammlerin guter Flaschen. Ich habe eine gute Vorstellungkraft bei den Verkostungen, kann mir ausmalen, wie sich der Wein mit der Zeit verändert. Wir hier im Kuppelrain haben einen sehr guten alten Weinkeller, in denen die Weine gut lagern und reifen können.
Was sind ihre Lieblingsweine?
Ich mag charaktervolle Weine, spezielle Lieblingsweine habe ich aber keine. Weine, die mich begeistern, sind oft einfache Tröpfchen, die in steilen, sonnigen Weinbergen reifen und sich dann mit den Jahren in meinem Weinkeller prächtig entwickeln.
Wie gelingt es, einen passenden Wein zu empfehlen, da Sie den Gast ja sehr oft nicht kennen?
Man sollte als Sommelière im Restaurant die Zusammensetzung der einzelnen Gerichte kennen, dann ist es einfach, den richtigen Wein zu kredenzen und dem Gericht genial anzupassen. Wein und Essen sollen harmonisch sein und Freude bereiten.