HGV-Bezirk Pustertal/Gadertal hielt Jahresversammlung ab
Das Tipworld Forum auf der Tipworld in Stegen/Bruneck war am Montag, 17. April 2023, Austragungsort der Jahresversammlung des Bezirkes Pustertal/Gadertal des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV).
Zum Auftakt der Bezirksversammlung zog Bezirksobfrau Judith Rainer Bilanz über das vergangene Jahr, bevor sie auf einige Herausforderungen einging, mit welchen die Gastwirtinnen und Gastwirte derzeit konfrontiert sind. Im Besonderen erwähnte sie dabei das Landestourismusentwicklungskonzept mit der vorgesehenen Bettenobergrenze sowie weitere laufende Reformen und die ständige öffentlich Kritik, welcher sich der Tourismus ausgesetzt sieht. „Jedes gesunde Unternehmen braucht Entwicklung, und zwar konstante, und vor allem in einem rechtlich gesicherten, zuverlässigen Rahmen. Dafür muss die Politik sorgen“, sagte sie und appellierte, dass Entwicklung, im Besonderen in die Qualität, weiterhin möglich sein müsse. Gerade im Austausch mit der Jugend stelle sie immer wieder fest, dass diese motiviert und gut ausbildet ist, jedoch sich in ihrer Entwicklung ausgebremst fühlt, weil sie nicht mehr so gestalten darf wie die Generation davor. „Gerade von der jungen Generation müssen wir Alten lernen und hinhören, wie wichtig Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, schonender Umgang mit den Ressourcen sind“, betonte sie. Grund und Boden sind Südtirols Kapital und dürfen auch nicht dem Zweitwohnungstourismus zum Opfer fallen. Neue, flexible Konzepte brauche es in Zukunft, um das zu erreichen, was alle wollen: Nicht mehr Gäste, sondern mehr Wertschöpfung, sagte die Bezirksobfrau. „Südtirol will und soll ein Vorzeigequalitätsland sein“, so Rainer.
Die Bezirksobfrau nutzte die Anwesenheit des Mobilitätslandesrates Daniel Alfreider, um weiters auf das Thema Verkehr einzugehen. Viele anstehende Arbeiten, wie die Umfahrungsbauten in Kiens und Percha, die Einfahrten von Olang, Rasen/Antholz und Innichen, werden eine große Herausforderung, jedoch langfristig erforderlich, meinte sie. In diesem Zusammenhang dankte sie dem Landesrat, der sich um bestmögliche Lösungen der Verkehrsprobleme im Pustertal bemüht.
HGV-Präsident Manfred Pinzger ging anschließend auf aktuelle tourismuspolitische Themen ein, wie die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in der Gastronomie, die Urbanistik, die Tourismusgesinnung, die Ortstaxe und das Problem der Großraubtiere. Er betonte, dass Südtirol nicht geeignet sei für Bären und Wölfe und diese Problematik auch den Tourismus angehe. „Die Bürgerinnen und Bürger, die Gäste und die Tourismustreibenden sind besorgt. Die Sicherheit der Menschen muss oberste Priorität haben, deshalb braucht es Maßnahmen auf staatlicher Ebene“, forderte Pinzger.
In einer Diskussion, moderiert von HGV-Vizedirektor Raffael Mooswalder, nahmen die Landesräte Arnold Schuler und Daniel Alfreider sowie Landtagsabgeordneter Helmut Tauber zur Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln, zur öffentlichen Mobilität und den geplanten Investitionen in die Straße und Schiene aufgrund der Olympiade 2026 sowie zur baulichen Entwicklung Stellung. Tauber ging insbesondere auf das Gesetz zur Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln ein. „Die Förderung von regionalen Produkten in der Gastronomie ist in jedem Fall zu unterstützen. Das vom Landtag beschlossene Gesetz bringt jedoch keinen Mehrwert für den Gast, sondern einen zusätzlichen Aufwand für die Gastwirtinnen und Gastwirte“, unterstrich Helmut Tauber.
Als Fachreferent konnte Prof. Thomas Bausch, Direktor des Kompetenzzentrums Tourismus und Mobilität der Freien Universität Bozen, für die Bezirksversammlung gewonnen werden. Er referierte zur Wirkung des Tourismus auf das tägliche Leben der Bevölkerung Südtirols und präsentierte die Ergebnisse einer durchgeführten Umfrage. Dabei zeigte er auf, dass die Bevölkerung sehr wohl die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus anerkenne, da Wertschöpfung generiert werde, die allen zugutekommt. In einigen Bereichen, wie z. B. bei der Mobilität und der Umwelt, wird der Tourismus jedoch auch kritisch gesehen. Das Kernproblem sei laut Bausch, dass die Ansprüche an den Raum durch mehr Gäste, aber ebenso durch die einheimische Bevölkerung über Jahrzehnte stetig gestiegen sind und auch weiterhin steigen, ohne ein Umsteuern bei den Lebensstilen, z. B. im Bereich Mobilität. „Der Tourismus allein kann die Probleme jedoch nicht lösen, er kann aber Lösungswege durch nachhaltiges Handeln für alle und andere Branchen aufzeigen“, sagte er abschließend.