Grün bauen, Gäste begeistern
Nachhaltige Baustoffe für die Hotellerie
Nachhaltigkeit ist nicht mehr nur ein Trend, sondern eine Notwendigkeit in der Hotellerie. Gäste legen zunehmend Wert auf umweltbewusste Unterkünfte. Ein angenehmes Raumklima und ein positives Image sind entscheidend für den Erfolg eines Hotels. Nachhaltige Baustoffe tragen maßgeblich zu beiden bei. Sie verbessern die Luftqualität, reduzieren den Energieverbrauch und vermitteln Gästen ein Gefühl von Natürlichkeit und Wertschätzung für die Umwelt. Die Auswahl der richtigen Baustoffe ist also ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Cradle-to-Cradle-Prinzip
Die Natur ist Vorbild für das Cradle-to-Cradle-Prinzip: Abfall wird zur Ressource. Im Bauwesen bedeutet das, Baustoffe so zu wählen, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwendet werden können. Angesichts der begrenzten Ressourcen und der wachsenden Bauindustrie ist dieser Ansatz nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich attraktiv.
Wann ist ein Baustoff nachhaltig?
Um als nachhaltig zu gelten, müssen Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und eine lange Lebensdauer aufweisen. Zudem sollten sie am Ende ihres Lebenszyklus möglichst vollständig recycelt werden können und während ihrer Herstellung nur geringe Umweltbelastungen verursachen.
Die wichtigsten nachhaltigsten Baustoffe im Vergleich
Nachwachsender Rohstoff: Holz ist ein CO₂-speichernder Baustoff, der bei richtiger Forstwirtschaft kontinuierlich nachwachsen kann. Holz ist zudem sehr vielseitig und kann für tragende Elemente, Dämmung, Innenausbau und vieles mehr verwendet werden. Dazu trägt dieser Baustoff zu einem angenehmen Raumklima bei. Klarerweise sollte die Distanz vom Abbauort und vom Einsatzort nicht zu weit entfernt sein (in der Regel weniger als 500 km).
Im Bodenbereich gelten vor allem Holz und Kork in Bio-Qualität als ökologisch-wertvolle Materialien. Sie sorgen für Wohngesundheit auf höchstem Niveau. Naturbelassen sind sie frei von Schadstoffen und Emissionen. Aber auch Natursteinböden sind durchaus nachhaltige Alternativen.
Alte traditionelle und lokal verfügbare Baustoffe wie Stroh und Lehm ergeben neue Chancen im Bauen, und dies nicht nur beim Denkmalschutz. Durch tendenziell steigenden Energiekosten- und somit auch der Transportkosten, ist die Rückbesinnung zu den heimischen Materialien auch in wirtschaftlicher Hinsicht interessant. Während sich Stroh gut als Wärmedämmstoff einsetzen lässt, eignet sich Lehm in Kombination gut als Putz oder als Lehmziegelstein. Lehm kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben, wodurch ein ausgeglichenes Raumklima entsteht. Stroh hat den Vorteil, dass dieser Baustoff ein Abfallprodukt der Landwirtschaft ist und somit ressourcenschonend einsetzbar ist.
Wärmedämmstoffe: Seit Jahrtausenden nutzt der Mensch das Prinzip der geringen Wärmeleitfähigkeit ruhender Luftschichten für den Wärmeschutz. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen organischen, mineralischen oder künstlichen Dämmstoffen. Unter die Kategorie der organischen Dämmstoffe fallen z.B. Holzweichfaserplatten, Holzspäne, Schafwolle, Seegras, Stroh, Hanf etc. Hanf ist beispielsweise schnell nachwachsend, vielseitig einsetzbar und hat dazu einen hohen Dämmwert. Bambus ist ebenfalls schnell wachsend und dazu noch leicht und stabil.
Unter den besten Dämmstoffen fallen sicherlich Holzfaser, Schafwolle, Hanf, Kork, und Zellulose, um nur einige Beispiele zu nennen.
Der Primärenergieinhalt schwankt bei diesen Materialen stark, sie sind jedoch allesamt als ressourcenschonend einzustufen. Auf alle Fälle muss auf nicht zu lange Transportwege geachtet werden. Es macht z.B. wenig Sinn Schafwoll-Dämmstoffe aus Australien bei uns einzusetzen.
Mineralische Dämmstoffe bestehen aus künstlichen, mineralischen Stoffen, zu ihnen gehören Mineralwolle wie Stein- oder Glaswolle und geschäumtes Glas. Sie bieten Vorteile in Bezug auf Langlebigkeit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Gleichzeitig gibt es jedoch auch ökologische Bedenken, insbesondere hinsichtlich der Herstellung und Entsorgung. Aus diesem Grund sind diese Dämmstoffe nicht vorrangig unter die Kategorie ökologische Dämmstoffe einzuordnen.
Bei der Wahl des richtigen Dämmstoffes ist von pauschalen Aussagen generell abzuraten. Besonders bei Dämmstoffen sollte die Lebensdauer des Dämmstoffproduktes, einschließlich des späteren Recyclings bzw. Deponierung berücksichtigt werden.
Ökologische Farben und Lacke bestehen aus veganen Grundstoffen, wie pflanzliche Farbpigmente, Baumharze, Wachse, Öle und Fette. Die Vielfalt ist nahezu unerschöpflich. Mittlerweile gibt es aber auch langlebige Polyurethanböden aus hochwertigen Zutaten ohne bedenkliche Zusätze wie Chlor, Weichmacher und Lösungsmittel.
Kennzeichnung umweltfreundlicher Materialien
Um die Nachhaltigkeit von Baustoffen und deren Einfluss auf die Umwelt bewerten zu können, wurden Umweltproduktdeklarationen, sogenannte EPD (Environmental Product Declaration) entwickelt. Diese sagen aus, welche Auswirkungen die eingesetzten Produkte/Baustoffe auf den Treibhauseffekt haben und beschreiben den Verbrauch an „grauer Energie“ (Primärenergiegehalt PEI). Gekennzeichnet werden umweltfreundliche Materialien mit entsprechenden Umweltzertifikaten, welche von einem unabhängigen Institut ausgestellt werden Gängige Zertifikate sind z.B.: Ecolabel, natureplus®, Blauer Engel, u.a.
Auf was es ankommt
Ökologische Baustoffe basieren auf nachwachsenden, regionalen Rohstoffen und sind so konzipiert, dass sie einen minimalen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Sie sind langlebig, leicht zu recyceln und tragen zu einem gesunden Raumklima bei. Durch ihre Verwendung wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch die Energieeffizienz von Gebäuden gesteigert.
Ein Baustoff oder Bauteil sollte nicht einzeln, sondern stets im Kontext zum Gebäude betrachtet werden. Dies betrifft vor allem die Lebensdauer der unterschiedlichen Materialien. Baustoffe mit langen Lebenszyklen sollten möglichst bevorzugt eingesetzt werden. Der Einsatz einzelner ökologischer Baustoffe reicht für ein nachhaltiges Bauen allein nicht aus, schafft aber eine gute Basis.
Michael Pichler, Leiter des Bereiches Baumanagement der HGV-Unternehmensberatung