"Den Wert der Mitarbeitenden erkennen"
Interview mit Dorotea Mader von Human & Human zum Thema Frauen in Führungspositionen
Im Gespräch geht Dorotea Mader auf die Herausforderungen für Frauen und auch für Betriebe in der Arbeitswelt ein und verrät, was Frauen tun sollen, um sich besser zu managen.
Als erfahrene Führungskraft arbeitete Dorotea Mader erfolgreich in Sales, Organisation und Kommunikation sowie in langjähriger Personalverantwortung als Geschäftsführerin. Heute gibt sie dieses hohe Maß an Erfahrung weiter und un-terstützt Unternehmen und Führungskräfte als People-&-Culture-Expertin, systemischer Business-Coach und Trainerin.
Es geht darum, den Wert der Mitarbeiter zu erkennen und wertzuschätzen. Dies geschieht durch Wertschätzung, Verantwortungsübergabe und die Gabe, den Menschen als wichtigen Teil der Organisation zu sehen.
Sie haben selbst als Frau in Führungspositionen gearbeitet und widmen sich nun den Themen HR und Mitarbeiter. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Dorotea Mader: Die größte Herausforderung ist aktuell der Fachkräftemangel, der uns schon seit vielen Jahren in Südtirol begleitet. Es kommen verschiedene Faktoren zusammen, zum einen sind immer weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt, was sich auch zukünftig nicht ändern wird, da die demografische Entwicklung stark zurückgeht. Zum anderen haben wir die junge Generation, die andere Anforderungen an die Arbeitswelt und ihr Leben hat, für die andere Dinge wichtig sind wie der Generation davor. Es findet derzeit eine große Veränderung statt, mit der sich die Betriebe auseinandersetzen müssen. Es geht hin zu mitarbeiterzentrierten Unternehmen, wo der Mitarbeiter im Fokus steht. Es geht um die Frage, was ein Unternehmer tun kann, damit der Mitarbeitende gerne zur Arbeit kommt und auch das Beste leisten kann. Es geht darum, den Wert der Mitarbeiter zu erkennen und wertzuschätzen. Dies geschieht durch Wertschätzung, Verantwortungsübergabe und die Gabe, den Menschen als wichtigen Teil der Organisation zu sehen. Der Mitarbeiter ist gleich wichtig für den Erfolg wie die Führungskraft selbst.
Man hört öfters, dass Frauen anders führen. Wie sehen Sie das?
Das kann man nicht pauschal sagen, die Frau ist tendenziell sozialer ausgerichtet wie der Mann. Die Empathie und das soziale Bewusstsein sind bei der Frau ausgeprägter. Dies kann man als Betrieb auch nutzen. Es braucht den guten Mix von beiden, dann kann das eine Erfolgsgeschichte werden.
Worauf sollten Frauen in ihrer Karriereplanung achten?
Eine Karriere muss auch vorbereitet werden, es braucht keinen Zeitplan, aber ich muss an meiner persönlichen und fachlichen Weiterentwicklung arbeiten. Netzwerke sind die Karrierebooster, die man nutzen kann. Man macht Karriere durch Arbeiten und gute Er-gebnisse, aber auch durch die vielen Kontakte, den Austausch, gepaart mit den fachlichen und persönlichen Voraussetzungen.
Eine große Herausforderung ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wenn die Betreuung der Kinder nicht gewährleistet ist, dann ist es für Frauen schwer möglich, Verantwortung in Führungspositionen zu übernehmen. Es müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit sich die Frauen nicht zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen. Auch in Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel kann man sagen, dass damit das Problem um einiges verringert werden könnte. Frauen müssen zudem die Möglichkeit haben, flexibel zu arbeiten. Dabei soll das Ergebnis zählen. Im Gastgewerbe könnte eine Möglichkeit sein, dass die Mitarbeiter sich die Turnusse selbst einteilen, unter der Voraussetzung, dass die vorab festgelegten Rahmenbedingungen, wie z. B. die Anwesenheit zu bestimmten Uhrzeiten, gewährleistet sind.
Unter dem Titel „Zeit kann man nicht managen – nur sich selbst“ haben Sie beimWomen’s Business Mee-ting einige Impulse gegeben. Welche sind die Top 3?
Der erste Impuls ist sicherlich, Zeit für sich selbst zu nehmen. Dabei geht es darum, sich selbst einzuplanen und die Me-Time auch in Anspruch zu nehmen. Nur wenn es uns gut geht, können wir dafür sorgen, dass es den anderen auch gut geht. Der zweite ist, Nein sagen zu lernen, und der dritte ist zu delegieren, also Sachen abzugeben. Man muss nicht alles selbst machen, sondern kann auch den anderen zutrauen, dass sie es selbst können.